Was will uns der Künstler damit sagen?

Diese Bilder wecken Emotionen. Sie zeigen und vermitteln Stimmungen, regen zum Innehalten an, fesseln den Betrachter und bringen ihn zum Nachdenken.
Für die Portugiesen ist es der „Fado“, für den Südstaatler der USA der „Blues“ – und für mich sind es diese Fotografien.
Das ist meine Art der Streetfotografie. Ich zeige dir „mein Teneriffa“, so wie du es wahrscheinlich noch nie gesehen hast.
Mir ist wichtig, dass du als Betrachter viel Raum für eigene Interpretationen hast – und dennoch die Emotionen des Moments spüren kannst.
Es sind Szenen des alltäglichen Lebens – festgehaltene, ja eingefrorene Augenblicke, die Gefühle transportieren und Empfindungen auslösen.
Inspiriert wurde ich dabei von Malern des abstrakten Expressionismus und des Impressionismus. Ich setze konsequent auf den starken Kontrast von Weiß und Schwarz.

Wie kam es zum Begriff „Voll-Bokeh-Foto“?
Was bedeutet „Bokeh“ eigentlich?
Zitat Wikipedia:
„Das Bokeh (deutsche Aussprache [boˈkeː]; von japanisch 暈け, auch ぼけ oder ボケ geschrieben, boke [boke], ‚unscharf, verschwommen‘) ist ein in der Fotografie verwendeter Begriff für die Qualität eines Unschärfebereichs.“ (Zitat Ende)
Ein Fotograf nutzt das Bokeh, also die Unschärfe im Hintergrund, um sein Hauptmotiv freizustellen und hervorzuheben. Ein Teil des Bildes ist also unscharf, der andere scharf.
In meinen Bildern hingegen ist das gesamte Foto unscharf – also ein Voll-Bokeh.

Wie erziele ich diese bewusst gesteuerte Unschärfe?
Ich fokussiere manuell – also bewusst „daneben“ –, experimentiere mit Verschlusszeiten (¼ bis 1 Sekunde) und bewege bzw. schwenke die Kamera beim Auslösen.
Meine Ausrüstung:
Fujifilm X-T2 / X-T5 – Fujinon XF18–55mm – Tamron 18–300mm – Fujinon XF 30mm Macro – ND-Filter – ein gutes Auge – und sehr viel Geduld.
Nachbearbeitung in Adobe Lightroom, gelegentlich ein Beschnitt oder eine Korrektur der Kontraste.

Warum diese radikale Veränderung meiner Bildsprache?
Jetzt wird es psychologisch.
Als Fotobegeisterter verfolgt man automatisch die technische Entwicklung der Kameras und Objektive. Nie war das einfacher als heute, wo bereits vor Markteinführung alle technischen Details im Netz stehen.
Und ein Trend zieht sich durch alle Systeme: scharf – schärfer – am schärfsten!
Die Hersteller versprechen, dass deine Fotos viel besser werden, wenn du nur ihr neuestes „noch schärfer zeichnendes“ Objektiv kaufst.
(Ich warte nur darauf, dass erste Anwender dieser High-End-Linsen wegen Schnittverletzungen behandelt werden müssen …)
Ein Kamerasensor, der keine 100 Megapixel hat, kann doch unmöglich ein scharfes Bild liefern – oder?
Dann wären da noch die „Jubel-YouTuber“, die permanent neue Produkte hypen, ohne die angeblich kein gutes Foto mehr möglich ist – Hauptsache scharf!
Beispieltitel:
„Fotos unscharf – was tun?“

„Nie wieder unscharfe Bilder!“

„Warum deine Fotos unscharf sind – und wie du das verhinderst!“

Ganz zu schweigen von Software-Anbietern, deren KI inzwischen jedes Bild perfekt scharf rechnet – selbst dann, wenn es das nie war.
Ich habe die Faxen dicke.
Und deshalb kehre ich den Scharfmachern den Rücken zu.
Ich gehe bewusst in die entgegengesetzte Richtung – fast schon als Antichrist der Schärfe-Religion.

Und ich bin nicht allein.
Viele ernsthafte Fotokünstler kehren zurück zur analogen Fotografie.
Andere nutzen Adapter, um alte Objektive an modernen Kameras zu verwenden – wegen des besonderen Bildlooks und des charakteristischen Abbildungsstils.
Ich weiß, wovon ich spreche – ich habe 50 Jahre lang analog fotografiert.
Wieder andere Fotografen schaffen Meisterwerke mit alten Techniken wie der Mehrfachbelichtung (z. B. Pep Ventosa), oder besinnen sich auf die Ausdruckskraft der Schwarz-Weiß-Fotografie.

Lassen wir uns überraschen, wohin die Reise der Fotografie noch geht.
Ich jedenfalls habe meine Nische gefunden.
Voll-Bokeh-Foto – der Künstler hat sich so entschieden.

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